Geant4 ist ein in C++ geschriebenes Framework zur Simulation von Teilchenwechselwirkungen. Damit kann man zum Beispiel die Abschirmung von Raumsonden oder die Strahlungsdosis auf einen Patienten während einer Strahlentherapie simulieren.
Ein mächtiges Programm und leider nicht immer einfach zu installieren, wenn man alle Elemente nutzen möchte.
Ich möchte hier einen Weg zeigen, wie man Geant4 auf einem Scientific Linux 6.4 installiert. Ich beziehe mich hier auf die Version, die von einer CD installiert wird und nur wenige mitgelieferte Programme mitbringt.
SL basiert auf Red Hat, deswegen sollte die Installation auf anderen Systemen auf dieser Basis ähnlich ablaufen.
Damit für die Geant4-Installation erforderlichen Bibliotheken installiert werden können, müssen zuerst zusätzliche Repository-Quellen eingeschaltet werden. Dazu klickt in der Taskleiste auf System->Administration->Add/Remove Software, worauf sich ein Fester zur Installation von Software öffnet.
Jetzt muss man auf SL Addons->Yum Repositories gehen und dann „Extra Packages for Enterprise Linux repository configuration“ auswählen. Applycschließt den Vorgang ab.
Anschließen klickt man im Menü auf System->Software sources und wählt wie auf dem Screenshot zu sehen ist zusätzliche Quellen aus.
Die Installation wird mit dem Programm cmake konfiguriert. Geant4 setzt die Version 2.8.4 voraus, die leider nicht im SL 6.4 Repository vorhanden ist. Um das Programm zu installieren gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder man lädt den cmake Sourcecode herunter und kompiliert es selbst oder man besorgt sich gleich ein vorgefertigtes Installationspaket und führt es nur aus. Anschließend sollte man auch die grafische Benutzeroberfläche cmake-gui installieren.
Jetzt öffnet man die Konsole und besorgt sich zuerst die root-Rechte. Dazu tippt man su ein und bestätigt mit der Passworteingabe. Als super user können jetzt die benötigten Bibliotheken installiert werden.
yum install make \ gcc-c++ \ xerces-c-devel \ mesa-libGL-devel mesa-libGLU-devel \ openmotif-devel \ expat-devel \ root root-gui-qt \ qt-devel qt-config \ libX11-devel libXpm-devel libXv-devel libXScrnSaver-devel libXxf86misc-devel
yum install libXdmcp-devel libXtst-devel libXcomposite-devel \ gv tcl \ boost-devel \ gccxml \ pythia8-devel \ cernlib-packlib \ root-hbook \ Coin2-devel \ HepMC-devel \ freewrl
OPENINVENTOR installieren:
Nach dem alle Bibliotheken installiert sind, muss noch die SoXt Bibliothek manuell installiert werden. Zuerst SoXt Quellcode runterladen (aktuell: SoXt-1.3.0.tar.gz) und entpacken. Anschließend in dem Ordner eine Konsole öffnen, ./configure eintippen und mit Enter bestätigen. Danach noch sudo make install ausführen und die Installation ist abgeschlossen.
DAWN installieren:
Die neueste Version von DAWN herunterladen und entpacken. Ein Konsolenfenster im entpackten Verzeichnis öffnen, setenv DAWN_PS_PREVIEWER „ghostview“ eintippen und bestätigen. Anschließend ./configure ausführen. Dabei können folgende Einstellungen verwendet werden
g++ -O2 wish /usr/local/bin
Abschließend sudo make install ausführen.
Geant4 installieren
Zuerst die aktuelle Geant4-Version herunterladen und entpacken.
Man startet Cmake GUI entweder über das Startmenü oder in der Konsole mit cmake-gui. Dort wählt man den Geant4-Ordner aus und einen zweiten in den die konfigurierte Installationsdateien abgelegt werden. Das ist kein Installationsordner und kann später gelöscht werden.
Klickt man jetzt auf Configure, so scannt cmake das System nach erforderlichen Bibliotheken. Hier hat man auch die Möglichkeit auszuwählen welche Komponenten von Geant4 kompiliert werden sollen. Verschiedene Komponenten benötigen verschiedene Bibliotheken. In dieser Anleitung wurden fast alle benötigten Bibliotheken für die maximale Installation installiert. Fehlt eigentlich nur noch AIDA, als eine große Bibliothek. Diese lies sich bei mir aber nicht kompilieren.
Einige Hinweise zu den Installationsoptionen:
- Ist GEANT_INSTALL_DATA aktiviert, so werden für die Simulationen erforderlichen experimentellen Daten während der Installation automatisch herunterladen. Man kann diese auch selbst herunterladen, dann muss das entsprechende Verzeichnis in GEANT_INSTALL_DATADIR angegeben werden.
- PYTHIA6-Bibliothek wird nicht erkannt. Sie liegt normalerweise in /usr/lib64/libpythia.so.
- Klickt man in cmake auf „Advanced“ so öffnen sich weitere Einstellungsmöglichkeiten.
- Ist GEANT4_INSTALL_EXAMPLES aktiviert, so werden während der Installation auch die mitgelieferten Beispielsimulationen installiert.
Anschließend klickt man auf Generate. Wenn alles gut gegangen ist, so hat cmake nun im Build-Ordner eine systemspezifische Installationsroutine erstellt. Diese kann man mit sudo make install ausführen.
Damit müsste die Installation abgeschlossen sein. Viel Spaß beim simulieren :)
Danke! Der Artikel ist zwar nicht mehr ganz aktuell, hat mir aber dennoch beim kompilieren von Geant4 unter SL 7.4 weitergeholfen, insbes. bei der Installation der erforderlichen Bibliotheken mit yum.